Nun bin ich seit vier Wochen Nichtraucher und schweife deswegen etwas vom normalen Themengebiet dieser Website ab. Nachdem die Weihnachtsfeiertage und Silvester / Neujahr rauchfrei überstanden sind, bin ich hoffentlich aus dem Gröbsten heraus. Hinzu kommt noch, dass ich mich tatsächlich wesentlich besser fühle und das Verlangen, nach der Zigarette zu greifen eigentlich schon nicht mehr vorhanden ist.
Was ich auf keinen Fall tun möchte, hier nun als militanter Nichtraucher aufzutreten. Die meisten Raucher sind erwachsene Menschen und sollen selbst entscheiden, ob sie rauchen wollen oder nicht.
Allerdings möchte ich die ersten vier Wochen meiner eigenen Entwöhnungskur beschreiben und damit vielleicht anderen helfen, die ebenfalls aufhören möchten. Das kann ja nicht verkehrt sein. 🙂
Den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht, um mit dem Rauchen aufzuhören
Ich habe eigentlich schon sehr lange im Hinterkopf, mit dem Rauchen aufzuhören. Was mir nun, vier Wochen nach der letzten Zigarette, bewusst ist, dass es den perfekten Zeitpunkt niemals gibt. Man findet immer eine Ausrede, um nicht aufzuhören. Einmal hat ein Kumpel Geburtstag, den man noch „mitnehmen“ möchte, Champions-League-Finale, Weihnachten oder der Klassiker „Ab dem neuen Jahr ist Schluss mit dem Rauchen“.
Ich habe mich mehr oder weniger aus heiterem Himmel dazu entschieden – naja, fast. Eigentlich habe ich in meinem Leben immer relativ viel Sport getrieben und bin sogar schon drei Marathons mitgelaufen. Somit ging es mir gesundheitlich immer gut. Im letzten Jahr zog ich mir allerdings eine Entzündung der Achillessehne zu. Das ist dummerweise sehr sehr schmerzhaft und eine Heilung zieht sich und zieht sich. Nun konnte ich natürlich nicht mehr laufen und habe mich etwas gehen lassen. Ende November manifestierte sich dann eine Art Reizhusten, der nicht mehr so richtig verschwinden wollte. Das kam mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Rauchen und nach zwei Wochen wurde es mir dann zu dumm. Also machte ich mich daran, Nichtraucher zu werden.
Ein guter Zeitpunkt sind meiner Meinung nach so Zeitspannen wie Urlaub, bei denen man sich ganz gezielt auf andere Dinge konzentrieren kann. Einmal einen 14-tägigen Urlaub zu „opfern“ um mit dem Rauchen aufzuhören oder aus dem Gröbsten heraus zu sein scheint mir auch gut angelegte Zeit.
Die ersten Tage als Nichtraucher
Was ich auf keinen Tag wollte war verstecken. Mein Leben sollte sich nicht grundlegend ändern, da mir ein Kneipenbesuch gefällt, eine Tasse Kaffee schmeckt und so weiter. Die ersten beiden Tage tat ich das aber, trank Tee statt Kaffee und ich hatte eine E-Zigarette mit Flüssigkeiten, die kein Nikotin enthalten. Daran wurde dann ab und zu gezogen. Allerdings achtete ich bewusst darauf, dass ich mich anderweitig vom Rauchen ablenke.
Das genau war der Knackpunkt bei mir. Die alten Gewohnheiten aufbrechen und andere schaffen. Statt zur Zigarette zu greifen habe ich zum Beispiel, jetzt nicht lachen, Erdbeer-Eis gemacht. Auch im weiteren Verlauf habe ich mich wesentlich mehr mit Essen beschäftigt.
Gleichzeitig habe ich mit dem Radfahren begonnen. Meine Achillessehne ist immer noch nicht wieder 100 Prozent belastbar (schmerzfrei) aber beim Radfahren merke ich das nicht. Ich behalte das weiterhin bei, dass ich jeden Tag mittlerweile mindestens 25 Kilometer auf dem Rad abspule. Dieser Umstand soll auch der Gewichtszunahme entgegenwirken, mit der viele nach dem Aufgeben der Zigarette zu kämpfen haben.
Anmerkung: Radfahren und Erdbeer-Eis im Winter? Noch alle Latten am Zaun? Ich wohne nicht in Deutschland 🙂
Jede andere Sportart hilft mit Sicherheit auch. In Deutschland würde ich wahrscheinlich im Winter Schwimmen gehen. Oder irgendeine Tätigkeit, bei der man schlecht rauchen kann.
Bereits nach wenigen Tagen war der lästige Reizhusten weg und mir ging es deutlich besser. Über den Berg ist das aber noch nicht und bisher hatte ich nur die „echten Zigaretten“ aufgegeben.
Der erste Kneipenbesuch
So, Feuertaufe – ab in die Kneipe. Dass dies nicht einfach wird, war mir klar, aber ich hatte die E-Zigarette eingepackt. Nach ein paar Bier bin ich rückfällig geworden und habe an diesem Abend allerdings nur zwei Zigaretten geraucht. Für mich war es dennoch ein kleiner Erfolg, wenn es auch ein Rückschlag war. Ich ärgerte mich darüber. Dennoch fiel es mir am nächsten Tag nicht schwer, die Hände von der Zigarette zu lassen.
An dieser Stelle bin ich in mich gegangen und habe mir nur noch die Vorteile des Nichtrauchens vor Augen gehalten:
- Ich wollte diesen nervigen Reizhusten loswerden und nie wieder haben
- Das Radfahren macht Spaß und macht noch mehr Spaß, wenn man noch mehr Luft bekommt
- Ich spare Geld – das ich auf die Seite legen möchte, um mich damit zu belohnen. Wenn ich also nicht mehr rauche, werde ich mir was richtig Gutes von dem Geld tun. Ob das ein Gadget, ein Flugticket oder was auch immer ist.
- Mein Sodbrennen, das ich ab und zu bekomme, war plötzlich weg (außer man übertreibt es mit Essen / Trinken und so weiter).
- Ich schlafe wesentlich besser und fühle mich am nächsten Morgen frischer.
Es kommt noch ein Vorteil hinzu, der mir erst später bewusst wurde.
Es klappte, ich hatte aber immer noch einige Male am Tag das Bedürfnis, an der E-Zigarette zu ziehen. Ich habe gelesen, dass sich manche damit das Rauchen abgewöhnt haben. Mir wurde schnell klar, dass das bei mir nicht funktioniert. Bei mir sind es eindeutig die Gewohnheiten. Ich muss das schaffen: Dinge, die ich vorher mit Zigarette erledigt habe, ohne zu tun. Das gilt auch für die E-Zigarette. Also entweder Nichtraucher oder Raucher. Aber E-Zigaretten-Raucher geht nicht, das war mir klar. Irgendwann käme der Punkt, an dem die E-Zigarette leer ist oder man sie vergessen hat und man greift in Gesellschaft wieder zu einer normalen Zigarette. Das wollte ich nicht mehr, denn das Ziel war schließlich Nichtraucher.
Der zweite Kneipenbesuch
Also probieren wir das Ganze noch einmal, aber bemühen uns, gar nicht zu rauchen. Es wurde ein sehr feuchtfröhlicher Abend, eine Art Vor-Weihnachtsfeier. Ich schaffte es tatsächlich, die Finger komplett von der Zigarette zu lassen. Die größte Belohnung dafür bekam ich am nächsten Tag und nun der Vorteil, den ich bereits erwähnte:
- Kein Hangover mit Kopfschmerzen. Eigentlich sollte ich nach so einem Abend ziemliche Kopfschmerzen haben und mich schrecklich fühlen. Das war allerdings nicht der Fall und konnte nur daher kommen, dass ich nicht geraucht hatte. Eine tolle Nichtraucher-Überraschung und ich fühlte mich nach einer wachen Stunde sogar so fit, eine Radtour zu machen. Zwar etwas langsamer als sonst, aber immerhin.
Wissenschaftliche Studien muss man natürlich bestätigen und über Weihnachten und Silvester hat sich bestätigt, dass ohne Rauchen der nächste Tag nach einer Sauferei (nennen wir das Ross beim Namen) so viel angenehmer ist.
Wie es mir nach vier Wochen als Nichtraucher geht
Ich kämpfe als Nichtraucher nun ein klein wenig mit den Bronchien, aber das ist laut vieler Foren normal. Bei mir scheint das im Vergleich zu anderen absolut harmlos zu sein. Keine Hustenanfälle, während sich das klebrige Zeug langsam löst. Ich merke allerdings ganz klar, dass mir das Radfahren viel hilft und nach 25 – 30 Kilometer Vollgas pumpt man die Lungen schon gut durch. Mir ist bewusst, dass das mit den Bronchien noch eine Weile dauern wird. Allerdings fühle ich mich nach vier Wochen schon wie ein neuer Mensch und richtig wohl. Ich spüre förmlich, wie sich meine Lungen befreien – vielleicht rede ich mir das auch nur ein, aber es hilft und deswegen ist es mir egal.
Wie schon angedeutet habe ich sowohl Weihnachten als auch Silvester ohne Rauch überstanden und denke, aus dem Gröbsten raus zu sein. Vor allen Dingen habe ich wirklich keine Lust mehr, zum Glimmstengel zu greifen. Kommt doch so eine Art schwacher Moment auf, halte ich mir die ganzen Vorteile kurz vor Augen und das war es dann. Ich bin richtig froh, diese vier Wochen ohne „echte Zigarette“ hinter mir zu haben. Die E-Zigarette habe ich vor drei Wochen in den Schrank gepackt und da staubt sie nun vor sich hin. Die Investition bereue ich trotzdem nicht. Sie hat mir gezeigt, dass bei mir nur das komplette Aufhören Sinn ergibt und es hat sich bereits nach vier Wochen gelohnt.
Einen guten Vorsatz für das neue Jahr habe ich mir heuer gespart. Ich finde, dass ich mir bereits Anfang Dezember schon viel Gutes getan habe und im Falle von nicht mehr rauchen bin ich dieses Jahr einfach mal komplett egoistisch.
Außerdem bekomme ich viel Zuspruch von Freunden. Selbst diejenigen, die noch rauchen, machen Mut und sagen zumindest, dass sie auch irgendwann als Nichtraucher dastehen möchten. Die Unterstützung an dieser Stelle ist großartig und es hilft tatsächlich, wenn man auch anderen über die bereits in Erfahrung gebrachten Vorteile als Nichtraucher erzählen kann. Auch so bläut man sich die Vorteile immer wieder ein und man will nicht mehr zurück in den Raucher-Trott. Ich freue mich sogar schon auf den nächsten Flughafen-Aufenthalt, bei dem man nicht „verzweifelt“ nach der nächsten Raucherecke sucht.
Zusammengefasst
Jedem fällt das Aufhören wohl unterschiedlich schwer. Aber man kann ja alle Ansätze ausprobieren und wenn es hilft, ist es sowieso perfekt. Ich bezeichne mich auch nicht als Raucher, der lediglich aufgehört hat, sondern bewusst als Nichtraucher mit einer dummen Vergangenheit.
Ich weiß nun auch, dass sich die Geschichte nur im Kopf abspielt. In den ersten Tagen die gewohnten Routinen aufbrechen und etwas anderes einführen, man muss sich sozusagen ablenken. Kauf Dir zum Beispiel ein schönes Computerspiel und immer wenn Dir nach Rauchen ist, belohnst Du Dich zehn Minuten mit Zocken oder so. Bei mir hat das Kreieren von Erdbeer-Eis geholfen und ich habe mir ein Computerspiel (Metro Redux Bundle) gekauft 🙂 – Es ist egal, Hauptsache etwas anderes. Statt zu rauchen sind es bei mir allerdings oftmals mehr als zehn Minuten Metro: Last Light geworden. Das Spiel ist einfach zu gut und läuft brillant unter Linux – aber da gräme ich mich an dieser Stelle mal nicht.

Nicht daran denken, wie sehr man gerade eine Zigarette möchte, sondern sich immer das Positive vor Augen halten. Bei mir hat das Radfahren viel geholfen. Der erste Ritt waren 14 Kilometer und ich war fix und fertig. Nur vier Wochen später freue ich mich auf jeden Tag, an dem ich mich auf dem Rad austoben kann.
Am Schlimmsten war bei mir die erste Woche. Muskelkater vom Radfahren, die Lust auf die Zigarette und so weiter. Nachdem sich das Radfahren von Quälerei in Spaß verwandelt hatte, war das Schlimmste schon vorüber. Wie sehr man nach der Zigarette giert, hängt zumindest bei mir von der Einstellung dazu ab. Ich weiß, dass ich nicht mehr rauchen will.
Wenn Dir eine Laus über die Leber läuft oder etwas anderes passiert, bei dem Du gerne eine rauchen möchtest – ist mir ein paar Mal auch so gegangen – habe ich mir gedacht, warum ich mich für etwas Schlechtes auch noch zusätzlich mit einer Zigarette bestrafen sollte? In solchen Situationen war dann wiederum das Erdbeer-Eis von großem Vorteil … 🙂
Mir geht es ohne Zigaretten nach den wenigen Wochen schon so viel besser, dass mir die Lust auf die Glimmstängel schon jetzt komplett vergangen ist. Anders gesagt möchte ich die neu gewonnene Lebensqualität als Nichtraucher auf gar keinen Fall mehr missen und werde den Teufel tun, mir die wieder zu versauen. Ich ärgere mich sogar, nicht schon viel früher aufgehört zu haben.
Aus Gesprächen mit anderen weiß ich, dass die Gefahr rückfällig zu werden relativ hoch ist. Manche denken sich wohl, dass sie nun in der Lage sind, immer wieder aufzuhören. Man hat es ja schon einmal vier Wochen als Nichtraucher ausgehalten. In der Gefahr sehe ich mich nicht, da ich mir vor Augen halte, wie schwer die ersten paar Tage waren und wie viel besser es mir nun geht. Ich will da nicht mehr hin, das ist für mich Geschichte.
Einer meiner Bekannten schwört auf das Buch „Endlich Nichtraucher! Der einfache Weg, mit dem Rauchen Schluss zu machen“, das wesentlich günstiger als eine E-Zigarette ist. Andere verwenden diverse Apps, um sich motivieren zu lassen. Manche Apps zeigen an, wie viel Geld man schon gespart hat und so weiter. Im Endeffekt ist der Weg egal, so lange das Ziel Nichtraucher erreicht wird, oder?
Ich hoffe, dass mein Beispiel Mut macht und auch Dir hilft, mit dem Rauchen aufzuhören. Das geht aber nur dann, wenn Du wirklich willst, Nichtraucher zu werden. Viel Glück und Kraft!
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