Möchte man das wichtigste Kamelrennen im Süd-Sinai mit zwei Worten beschreiben, dann wäre organisierter Wahnsinn mit Sicherheit treffend. Denke nicht an ein normales Rennen, denn Du bist in einem Auto und dann mitten im Kamelrennen. Ich war letztes Jahr schon dabei, aber heuer war es ebenfalls wieder unglaublich. Dieses Jahr war ich hinten auf einem Pickup, weil das für das Fotografieren besser ist. Auf dem Pickup war auch der Bruder eines Jockeys, der einen respektablen vierten Rang erreichte. Ich war in meinem Leben noch nie so eingestaubt wie im Ziel. Die Speicherkarten habe ich erst nach einer guten Säuberungsaktion aus den Kameras genommen.
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Das Kamelrennen findet zwischen den beiden Beduinenstämmen Muzeina und Tarrabin statt. Es ist das wichtigste Kamelrennen im Sinai und wird immer am 10. Januar abgehalten. Man spürt am Start, wie wichtig dieses Kamelrennen ist. Jeder ist angespannt und die Jockey bekommen noch letzte Tipps. Also die Jockeys sind Kindern im Alter von sieben bis 14 schätze ich. Hauptsache leicht muss der Reiter sein. Sie trainieren mit ihren Kamelen mehrere Monate nur für dieses Rennen. Aber fangen wir mal von vorne an.

Um 9 Uhr morgens ging es los
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns um 9 Uhr morgens vor dem Tag des Kamelrennens auf die Socken. Die Fahrt von Dahab in den Wadi Zalaga dauert mit zwei Stops zirka 3,5 Stunden. Erst geht es Richtung Katharinenkloster und dann rechts weg Richtung Wadi Zalaga.

Zwei Drittel der Strecke sind Straße, aber dann wird es holprig durch die Wüste. Da gönnt man dem geschundenen Hintern dann gerne zwei Pausen. Die lohnen sich allerdings, denn in der Wüste lassen sich Klasse Fotos machen. Ich bin auf einen Berg, um dieses Panorama zu schießen. Es ist gestitcht.

Irgendwo in der Nähe des Starts sucht man sich ein windgeschütztes Plätzchen und baut dort sein Camp auf. In unserem Lager befanden sich zirka 40 Leute. Nachfolgend ein paar Impressionen vom Camp. Auch hier war wieder ein Berg in der Nähe, der sich passabel erklimmen ließ.





Ich hätte nachts gerne ein paar Fotos vom Sternenhimmel gemacht oder Startrails / Sternspuren geschossen. Freie Sicht auf Polaris war gegeben, aber auch fast Vollmond. Der war so hell, dass sich die Sterne nicht wirklich gut zeigten. Man kann nicht alles haben.
Kamelrennen am nächsten Tag
Kurz nach dem Aufstehen wurden wir zunächst einmal mit einem tollen Sonnenaufgang begrüßt.

Der Start für das Kamelrennen war nicht weit vom rechten Rand des Bildes entfernt. Wir mussten nur um die Ecke fahren – also nachdem die Windschutzscheiben frostfrei gemacht wurden. Es hatte -4 oder -5 Grad in der Nacht. Zum Glück waren wir gut ausgerüstet.

So leer die Wüste nachts auch ausgesehen hat, so voll war es am Start. Ein paar Hundert Leute sind das leicht und man kann die Anspannung spüren. Wann genau gestartet wird, weiß keiner so genau. Niemand bewegt sich weit vom Auto weg, gibt noch letzte Tipps und plaudert mit dem Nachbarn. Manche bleiben auch im Auto sitzen. Irgendwann gibt irgendwer den Startschuss, alle rennen zu den Autos und dann geht es eben los. Es ist organisiert, auch wenn das für Außenstehende nicht direkt sichtbar ist. Ich hatte das Privileg, mit dem Bruder des Jockeys mit der blauen Haube auf dem Pickup zu sein.

Wenn dann plötzlich Kamele und Autos in Bewegung sind, gibt es zunächst jede Menge Staub. Das ändert sich auch nicht viel die nächsten 27 Kilometer. So lange ist das Rennen. Das hast Du richtig gelesen – 27 Kilometer bewegt sich ein Tross aus Kamelen und Autos durch die Wüste.
Startschuss









Ich muss an dieser Stelle ein Bild von letztem Jahr nehmen, wie das von oben aussieht. Mit dem Pickup konnten wir da nicht hochfahren. Letztes Jahr mit dem 4×4 war das kein Problem.

Nach 27 Kilometern haben es die Reiter geschafft. Das ist der Zieleinlauf. Den Sieger habe ich leider nicht mehr erwischt, aber das sind einige der Verfolger.




Im Ziel
Nach dem Rennen wird einem bewusst, wie anstrengend das Rennen für Kamel und Reiter ist. Beide Parteien sind ziemlich erschöpft und staubig. Die Kamele sind übrigens so im Rennmodus, dass sie im Ziel regelrecht eingefangen werden. Also Erwachsene schnappen sich die Zügel und bringen das Tier zur Ruhe.


Der stolze Sieger
Gewonnen haben dieses Jahr die Tarrabin und der Gewinner war geschätzte sieben Jahre alt. Auf jeden Fall musste er auf einem Tisch stehen, damit ihn alle bewundern konnten.


Mich faszinierte der Ausdruck in seinem Gesicht. So sehen Sieger aus, oder?

Der kleine Mann darf zurecht stolz sein. An diesem Tag war er der Allergrößte.

Uns wurde erklärt, dass er als Preis auch ein kostbares Buch aus dem Katharinenkloster bekommen hat. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass ich die Sache in dem Getümmel nicht ganz kapiert habe. Buch → wertvoll … das habe ich geschnallt.

Biscuit ist schon zum fünften Mal dabei
Biscuit ist Claires Hund und schon bei seinem fünften Kamelrennen. Der kleine Spaniel ist nicht nur sehr putzig und hat einen Riesenspaß im Wadi Zalaga, sondern ist eine Attraktion für sich.


Die Kinder sind einige der Jockeys. Die waren gerade noch 27 Kilometer auf einem Kamel unterwegs, bewundern den seltsamen Hund aber dennoch interessiert.

Noch ein paar Bilder




Nächstes Jahr wieder
Sofern es möglich ist, bin ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei. Vielen Dank an meinen Freund Barracuda für die gleiche gute Organisation wie im Vorjahr. War eine gute Truppe dieses Jahr!

Wieder zuhause angekommen hatten wird das Glück, einen sehr windstillen und schönen Abend zu haben. Ein Bierchen am Strand kam uns nach all der Aufregung gerade recht.

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