Ich bin von der Tauch-Safari zurück. Es war wieder die sogenannte Nord-Route im Roten Meer und ich habe schon mehrmals darüber und über die sehenswerten Wracks, inklusive der Thistlegorm, berichtet (1, 2 und 3). Diesmal gab es keine Delfine oder andere besondere Meeresbewohner zu betrachten. Wobei das Besondere immer so eine Sache ist. Für mich ist jeder Tauchgang besonders, da es immer etwas zu sehen gibt – man muss nur die Augen aufmachen. Die Wracks sind ja auch noch da und darin stöbern macht ebenfalls großen Spaß.
Ich will meinen bericht mit der Thistlegorm anfangen. Es gehört zurecht zu den besten Wracks der Erde, ist ein Relikt aus dem zweiten Weltkrieg und diesmal sind mir besondere Fotos gelungen.

Kurze Geschichte zur Thistlegorm
Ein wenig Geschichte muss an dieser Stelle sein. Die Thistlegorm wurde am heutigen 6. Oktober 1941, also vor genau 75 Jahren, im nördlichen Roten Meer in der Nähe von Ras Mohammed (Sha’ab Ali um genauer zu sein) versenkt. Das britische Frachtschiff wollte Truppen in Nordafrika mit Nachschub versorgen und traute sich wegen der deutschen U-Boote nicht durch die Straße von Gibraltar. Der Zielhafen war Alexandria und es wurde der lange Weg um das Kap der Guten Hoffnung gewählt. Der Frachter war fast schon am Ziel, wie Du siehst.


Ein Bomberflugzeug der deutschen Luftwaffe war eigentlich auf der Suche nach der Queen Mary, die als Truppentransporter eingesetzt wurde. Der Bomber konnte die Queen Mary aber nicht finden und war schon auf dem Weg zurück nach Kreta, wo er gestartet war. Die Besatzung hatte die Thistlegorm erspäht, angegriffen und versenkt. Eine Bombe hat wohl Teile der Munition zur Explosion gebracht. Bei dem Angriff kamen neun Menschen ums Leben, 30 konnten gerettet werden.
Die Ladung der Thistlegorm bestand unter anderem aus Motorrädern, Lastwagen, Lokomotiven und Munition. Auch wenn viel gestohlen wurde, ist dennoch ein Großteil der Fracht erhalten und ein Tauchgang lohnt sich auf alle Fälle.
Tauchen an der Thistlegorm
Das Wrack liegt nicht besonders tief. Dort hat das Rote Meer nur 30 Meter. Allerdings kann es dort unten ordentlich ziehen – also richtig satte Strömung, die einem das Leben beim Abtauchen und Auftauchen schwer machen kann. Es gibt eine Leine nach oben und manchmal hängen die Taucher da wie Fähnchen im Wind – keine Übertreibung. Am Wrack selbst kannst Du Dich gut verstecken und somit der Strömung aus dem Weg gehen.
Das Wrack ist auch innen zum Großteil gut betauchbar, allerdings musst Du Deine Nullzeit im Auge behalten. Seicht ist eben nicht drin, da es dort kein Riff gibt. Du bist also entweder am Wrack (tiefer) oder am Seil (bei Strömung). Eine gewisse Erfahrung zahlt sich hier sehr aus, da Du den Tauchgang einfach besser genießen kannst.

Es tummeln sich allerhand Fische am Wrack und auch die Ladung ist natürlich interessant. Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich dieses Stück Geschichte betauchen darf. Ein echtes Highlight. Hier ein paar Bilder:
Der obligatorische Rotfeuerfisch darf natürlich nicht fehlen.

Krokodilfische lümmeln auch ein paar am Wrack herum.

Die Reifen der Motorräder sehen alle noch in Ordnung aus – sie wurden auch nie gefahren.

In einem unteren Frachtraum findest Du Lastwagen.

1929 wurde diese Granate gefertigt. Das Metall glänzt heute noch. Sollen sich die Firmen von heute mal ein Beispiel nehmen – Dinge können tatsächlich länger als ein Jahr halten!

Die Stanier Dampflokomotive wurde bei der Explosion vom Schiff geschleudert und liegt etwas Abseits vom Wrack. bei Strömung musst Du Dich am Boden halten und die Tiefe hier ist zirka 33 Meter.

Thistlegorm bei Nacht
Da wird beim Wrack vor Anker gegangen sind, konnten wir ebenfalls einen Nachttauchgang bei der Thistlegorm machen. Das hört sich spukig an, ist aber gar nicht so wild (wenn man das Wrack kennt).
Nachts kommt seit Jahren eine Meeresschildkröte ans Wrack zum Schlafen, die sich meist unter einen LKW einklemmt. Foto habe ich keines gemacht, da ich sie nicht anblitzen wollte und außerdem wäre es kein schönes Foto geworden. Wie gesagt lag sie wieder gut versteckt unter einem Lastwagen.
Beim Tauchen durch das Wrack sind mit die verschiedenen Lampen aufgefallen, die das Wrack irgendwie besonders ausleuchteten. Möglicherweise war genau die richte Menge an Tauchern unter Wasser. Auf jeden Fall habe ich meine eigene Lampe ausgeschalten und dann eine Langzeitbelichtung versucht. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, aber zwei Fotos sind tatsächlich etwas geworden.
Zehn Sekunden belichten, schwebend in einem Wrack bei Nacht ist … nennen wir es interessant. Hier die beiden Bilder, die bei diesem Experiment entstanden sind.


Andere Wracks
Die anderen Wracks sind nicht ganz so spektakulär wie die Thistlegorm, aber immer einen Besuch wert.
Bei der Ghiannis D kommst Du relativ einfach in den Maschinenraum.

So sieht der Motor nach ein paar Jahren im Salzwasser aus.

Ein paar Ecken des Wracks sind schon dunkel – sieht aber toll aus.

Die Yolanda ist bei Ras Mohammed abgerutscht und liegt bei circa 200 Metern Tiefe. Aber Teiler der Fracht sind noch in seichteren Gewässern. Der Frachter hatte unter anderem Kloschüsseln geladen – ein durchaus bizarrer Anblick.

Die Fracht der Chrisoula K waren Fließen, die auch noch gut in Schuss sind. Made in Italy ist darauf immer noch gut zu lesen. Viel spannender sind aber die Dimensionen Taucher zu Frachtraum, finde ich.

Die Dunraven ist voll mit mit kleinen Fischen.

Fische und Korallen
An einigen Tauchplätzen gibt es fantastische Korallen. Da schwebst Du im Wasser vorbei und kommst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das ist so unglaublich schön … Würde die Luft reichen und es nicht irgendwann doch kalt werden, könnte ich da unten Stunden verbringen.

Es ist eine andere Welt unter den Wellen. Wer die Möglichkeit hat, sollte Tauchen unbedingt ausprobieren. Hier einige weitere Impressionen der Safari.

Den Zitterrochen berührt man besser nicht … die heißen auch elektrische Rochen.

Der Kugelfisch ist ganz nah an mir vorbeigeschwommen. Er war wohl neugierig.

Die Riesenmuränen schwimmen in der Dämmerung frei. Tagsüber verstecken sie sich meist im Riff.

Blaupunktrochen graben sich teilweise ein und sind dadurch gut getarnt. Deswegen ist dieser Kamerad recht sandig.

Die Clownfische oder Anemonenfische sind häufig anzutreffen. Sie leben in einer Symbiose mit der Anemone. Die beiden schützen sich gegenseitig vor Fressfeinden.

Ein Schwarm Großaugenbarsche an einem gesunkenen Kahn. Ein Wrack ist das nicht wirklich.

Der Oktopus hat sich für die Kamera in Schale geworfen. Sehr nett von ihm.

Wimpelfische sind auch keine Seltenheit.

Der Steinfisch
Der Steinfisch ist bekanntlich giftig und sehr gut getarnt. Außerdem sehen sie mit dem nach unten gebogenen Mund immer recht mürrisch aus. Der hier ist noch relativ gut zu erkennen.

Bei diesem Bild ist es schon schwieriger. Mit der Zeit bekommst Du aber ein Auge für getarnte Sachen im Riff. Ein Stein mit Augen ist dann meist ein Steinfisch … 😉

Eine ungewollte optische Täuschung – kleiner Taucher und große Fische?

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